Soft Skills und Nachhaltigkeit im Ausbildungsplan – Pflicht oder Kür?
Soft Skills im Ausbildungsplan – Pflicht oder Kür?
1. Einleitung
Ausbildungsordnungen definieren Fachinhalte, Prüfungen und Zeitstrukturen – aber in der Praxis wissen Ausbildungsverantwortliche: Fachwissen allein reicht nicht. Immer häufiger entscheiden Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Teamarbeit darüber, ob Azubis im Betrieb bestehen.
Die spannende Frage lautet: Sind Soft Skills nur „Kür“, oder gehören sie längst verpflichtend in jeden Ausbildungsplan? Die Antwort ist eindeutig: Sie sind ein zentraler Bestandteil einer wirksamen Ausbildung – auch wenn sie nicht immer schwarz auf weiß in der Ausbildungsordnung stehen.
2. Warum Soft Skills unverzichtbar sind
Studien und Erfahrung zeigen: 70–80 % aller Ausbildungsabbrüche hängen nicht an Noten, sondern an sogenannten „weichen Faktoren“. Mangelnde Kommunikationsfähigkeit, Konflikte im Team oder fehlende Selbstorganisation führen schneller zu Frust als Fachdefizite.
Soft Skills sind keine Zusatzqualifikation, sondern ein Fundament. Sie bestimmen, ob Azubis mit Kolleg:innen und Kunden umgehen können, ob sie Verantwortung übernehmen und ob sie sich langfristig im Unternehmen binden.
3. Soft Skills in den Ausbildungsplan integrieren
Auch wenn die Ausbildungsordnung vor allem Fachinhalte regelt – Soft Skills lassen sich systematisch im Plan verankern. Entscheidend ist, dass Lernziele nicht nur fachlich, sondern auch persönlichkeitsorientiert formuliert werden:
- Stationen konkretisieren: Statt „Einblick in den Vertrieb“ → „Azubi führt selbständig ein Kundenberatungsgespräch“.
- Azubi-Projekte: Eigenständige Aufgaben fördern Teamarbeit, Präsentationsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein.
- Feedbackrunden: Soft Skills bewusst ansprechen, nicht nur Fachleistungen bewerten.
- Lernevents: Gezielte Workshops zu Kommunikation, Teamarbeit oder Resilienz als fester Bestandteil im Ausbildungsjahr.
In Unternehmen, die Soft Skills systematisch einbauen, zeigt sich ein klarer Effekt: geringere Abbruchquoten, höhere Zufriedenheit – und Azubis, die bei Kunden und internen Projekten souverän auftreten.
4. Nachhaltigkeit als neues Pflichtfeld
Ein weiterer Trend in den Ausbildungsrahmenplänen ist das Thema Nachhaltigkeit. Viele Berufe haben inzwischen verbindliche Lernfelder dazu – von Ressourcenschonung in technischen Ausbildungen bis hin zu Nachhaltigkeitsstrategien im kaufmännischen Bereich.
Für Betriebe heißt das: Auch dieses Thema muss im Ausbildungsplan irgendwo abgebildet werden. Oft fehlen aber konkrete Ideen, wie man es praxisnah vermittelt.
Ein Ansatz, den wir erfolgreich einsetzen: der Zukunftsworkshop. Dort arbeiten Azubis an Themen wie Soft Skills, Future Skills und Nachhaltigkeit, entwickeln eigene Projekte und lernen, wie sie Verantwortung für Veränderungen übernehmen können. So wird aus einem Pflichtfeld ein Erlebnis mit Mehrwert. Für die Azubis und das Unternehmen.
5. Fazit
Soft Skills sind keine „Kür“, sondern entscheidend für den Erfolg der Ausbildung. Und Nachhaltigkeit ist längst kein Nice-to-have mehr, sondern fester Bestandteil vieler Ausbildungsordnungen. Wer beides im Ausbildungsplan sichtbar verankert, steigert Qualität, Motivation und Bindung der Azubis.
Für die grundlegende Erstellung und Strukturierung eines Plans empfehle ich den Cornerstone-Artikel: Ausbildungsplan erstellen – Leitfaden für Betriebe & Ausbilder:innen . Und wer Soft Skills und Nachhaltigkeit praxisnah vermitteln will, findet im Zukunftsworkshop die passende Lösung.
Ausbildungsplan anpassen – Flexibilität statt Papiertiger
Ausbildungsplan anpassen: Flexibilität statt Papiertiger
1. Warum Anpassung notwendig ist
Ein Ausbildungsplan ist kein statisches Dokument. Er wird zu Beginn erstellt, bildet die Grundlage für den Vertrag – und muss dann mit der Realität Schritt halten. Unternehmen verändern sich: neue Software, neue Abteilungen, neue Arbeitsweisen. Wer seinen Plan nicht anpasst, riskiert, dass Azubis Inhalte lernen, die längst überholt sind, während wichtige Kompetenzen fehlen.
Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) verlangt zwar einen sachlich und zeitlich gegliederten Plan, aber es schreibt keine Unveränderlichkeit vor. Im Gegenteil: Gute Praxis bedeutet, den Plan regelmäßig zu reflektieren und zu aktualisieren.
2. Typische Anlässe für Planänderungen
Es gibt eine Reihe von Situationen, in denen eine Anpassung des Plans sinnvoll oder sogar zwingend ist:
- Technologische Veränderungen: Neue Software, Digitalisierungsschritte oder Maschinen machen alte Inhalte überflüssig.
- Organisatorische Änderungen: Abteilungen werden zusammengelegt, neue Bereiche entstehen, Verantwortlichkeiten wechseln.
- Feedback der Azubis: Rückmeldungen zeigen, dass Inhalte zu oberflächlich oder nicht praxisnah genug sind.
- Externe Anforderungen: Berufsschule, Kammer oder Gesetzgebung setzen neue Schwerpunkte (z. B. Nachhaltigkeit, Datenschutz).
- Qualitätsziele: Ergebnisse bei Zwischenprüfungen oder Abbruchquoten signalisieren, dass Inhalte oder Reihenfolgen nachgebessert werden müssen.
3. So gelingt die Anpassung in der Praxis
Damit ein Ausbildungsplan nicht zum „Papiertiger“ wird, braucht es einen klaren Prozess für Änderungen. Das gelingt am besten, wenn drei Ebenen zusammenspielen:
- Fachabteilungen: melden Änderungen in ihren Prozessen und schlagen konkrete neue Lerninhalte vor.
- Ausbildungsleitung: prüft die Anpassungen auf Konsistenz mit Ausbildungsordnung und Rahmenplan.
- Azubis: bringen Feedback aus dem Alltag ein – was hat funktioniert, wo gab es Lücken?
In der Praxis hat sich ein jährliches „Plan-Review“ bewährt. Dabei wird gemeinsam mit Ausbilder:innen und Azubis der Plan des letzten Jahrgangs durchgesprochen, Stärken und Schwächen werden dokumentiert und in die nächste Version übernommen.
Wichtig: Alle Änderungen sollten schriftlich dokumentiert und den Azubis transparent kommuniziert werden. Das schafft Verbindlichkeit und zeigt, dass Ausbildung ernst genommen wird.
4. Fazit
Ausbildungspläne, die einmal erstellt und dann abgeheftet werden, helfen niemandem. Wirklich wirksam werden sie erst, wenn sie regelmäßig angepasst werden – an Technik, Organisation und Feedback. Flexibilität ist kein Mangel, sondern ein Zeichen für Qualität.
Für die grundlegende Erstellung und Strukturierung eines Plans empfehle ich den Cornerstone-Artikel: Ausbildungsplan erstellen – Leitfaden für Betriebe & Ausbilder:innen . Wer die Ausbildung noch stärker strategisch aufstellen will, findet dafür die passende Unterstützung im5-Schritte-Programm – von Analyse bis Lernevent.
Checkliste Ausbildungsplan – 7 Pflichtpunkte für Betriebe
Checkliste Ausbildungsplan – 7 Pflichtpunkte für Betriebe
1. Einleitung
Der Ausbildungsplan gehört zu den zentralen Dokumenten in jeder dualen Ausbildung. Er ist nicht nur eine formale Pflicht, sondern auch das Werkzeug, das Struktur und Verbindlichkeit schafft. Viele Betriebe fragen sich jedoch: Was genau muss eigentlich drinstehen, damit der Plan vollständig und rechtssicher ist?
Die Antwort darauf liefert eine klare Checkliste. Sie reduziert die Komplexität, zeigt die Pflichtinhalte und hilft dabei, typische Fehler zu vermeiden. Wer diese Punkte konsequent berücksichtigt, legt die Basis für eine Ausbildung, die sowohl den gesetzlichen Anforderungen entspricht als auch den Azubis Orientierung gibt.
Im Folgenden finden Sie die sieben zentralen Punkte, die in keinem Ausbildungsplan fehlen dürfen. Für die detaillierte Umsetzung, Praxisbeispiele und Tipps zur lebendigen Anwendung empfehle ich unseren ausführlichen Leitfaden: Ausbildungsplan erstellen – Leitfaden für Betriebe & Ausbilder:innen .
2. Die 7 Pflichtpunkte im Überblick
2.1 Grunddaten
Jeder Ausbildungsplan beginnt mit den wichtigsten Eckdaten: Welcher Beruf wird ausgebildet? Wie lange dauert die Ausbildung? In welche Ausbildungsjahre ist sie gegliedert? So banal diese Angaben erscheinen – sie sind die Basis für alle weiteren Planungen. Ein häufiger Fehler ist es, allgemeine Angaben aus der Ausbildungsordnung zu übernehmen, ohne den eigenen Betrieb zu berücksichtigen. Praxis-Tipp: Halten Sie die Grunddaten immer betriebsspezifisch fest und verknüpfen Sie sie mit den konkreten Vertragsdaten des einzelnen Azubis.
2.2 Rechtsgrundlage
Der betriebliche Ausbildungsplan darf nie losgelöst vom rechtlichen Rahmen erstellt werden. Grundlage ist die Ausbildungsordnung mit dem zugehörigen Ausbildungsrahmenplan. Diese Dokumente definieren die Mindestanforderungen und sorgen für Vergleichbarkeit zwischen Betrieben. In der Praxis erlebe ich häufig, dass Pläne zwar erstellt werden, aber zentrale Inhalte aus der Ordnung fehlen – ein Risiko für die Zulassung zur Abschlussprüfung. Praxis-Tipp: Legen Sie bei der Erstellung den Ausbildungsrahmenplan neben sich auf den Tisch. Markieren Sie die relevanten Inhalte und übertragen Sie sie systematisch in den betrieblichen Plan.
2.3 Zeitliche Gliederung
Ein Ausbildungsplan ist nicht nur eine Sammlung von Inhalten, sondern auch ein Zeitplan. Die Frage lautet: Wann soll der Azubi was lernen? Die meisten Ausbildungsordnungen sind in Ausbildungsjahre gegliedert – und genau diese Struktur sollte sich auch im betrieblichen Plan widerspiegeln. Wer Inhalte wahllos verteilt, riskiert Doppelungen oder Lücken. Praxisbeispiel: In einem Betrieb wurde die komplette Kundenkommunikation ins dritte Ausbildungsjahr gelegt. Ergebnis: Die Azubis hatten vor der Zwischenprüfung keinerlei praktische Erfahrung – und schnitten entsprechend schlechter ab. Praxis-Tipp: Ordnen Sie die Inhalte so, dass Azubis rechtzeitig vor den Prüfungen alle relevanten Kompetenzen erworben haben. Planen Sie Pufferzeiten ein – Krankheit, Urlaub oder Projektphasen sind normal.
2.4 Sachliche Gliederung
Neben der zeitlichen Struktur braucht ein Ausbildungsplan eine klare sachliche Gliederung: Was genau soll vermittelt werden? Vage Formulierungen wie „Einblick in den Vertrieb“ sind wertlos. Entscheidend sind konkrete Lernziele: „Azubi kann Kundenanfragen erfassen, Angebote prüfen und Aufträge im ERP-System anlegen.“ Typischer Fehler: Viele Pläne bleiben auf der Ebene von Überschriften. So entsteht keine Verbindlichkeit – weder für die Abteilung noch für den Azubi. Praxis-Tipp: Formulieren Sie pro Station 3–5 klare Kompetenzen, die der Azubi am Ende beherrschen soll. Das schafft Transparenz und erleichtert Feedbackgespräche enorm.
2.5 Abteilungen & Stationen
Die Stationen sind das Rückgrat des Ausbildungsplans. Hier wird festgelegt, in welcher Abteilung die Azubis welche Inhalte lernen – und wie lange sie dort bleiben. Ohne klare Regelung kommt es schnell zu Chaos: Manche Azubis werden von Station zu Station geschoben, ohne dass Lernziele erreicht werden. Andere bleiben zu lange in einer Abteilung und lernen kaum Neues. Praxisbeispiel: In einem großen Unternehmen rotieren die Azubis alle drei Monate durch Abteilungen. Dort ist exakt dokumentiert, welche Inhalte jede Station vermittelt. Das Ergebnis: ein roter Faden, der von den Azubis als fair und transparent erlebt wird. Praxis-Tipp: Stimmen Sie die Stationen mit den Abteilungen ab und legen Sie Verantwortliche fest. Nur wenn die Fachbereiche den Plan kennen und mittragen, wird er im Alltag gelebt.
2.6 Verantwortlichkeiten
Ein Ausbildungsplan funktioniert nur, wenn klar ist, wer wofür zuständig ist. „Einkauf – drei Monate“ reicht nicht. Jede Station braucht eine verantwortliche Ausbilderin oder einen verantwortlichen Ausbilder bzw. eine Fachkraft, die den Lernfortschritt begleitet. Ohne feste Ansprechperson fühlen sich Azubis schnell alleingelassen und Aufgaben bleiben dem Zufall überlassen. Typischer Fehler: Abteilungen nehmen Azubis auf, aber niemand fühlt sich verantwortlich. Die Folge sind Leerlaufzeiten, fehlende Dokumentation und Frust. Praxis-Tipp: Benennen Sie pro Station eine Hauptverantwortliche bzw. einen Hauptverantwortlichen, ergänzen Sie eine Stellvertretung und machen Sie beide im Plan sichtbar.
2.7 Feedback & Kontrolle
Ein Plan allein garantiert noch keinen Lernerfolg. Entscheidend ist, dass der Fortschritt regelmäßig überprüft wird. Dazu gehören: Berichtshefte, die nicht nur formal, sondern inhaltlich geführt werden; Meilensteine, an denen Lernziele bewusst reflektiert werden; Feedbackgespräche zwischen Azubi, Fachabteilung und Ausbildungsleitung. Praxisbeispiel: In einem Unternehmen endet jede Station mit einem kurzen „Stationsgespräch“. Der Azubi präsentiert, was er gelernt hat, und erhält Rückmeldung – das sorgt für Verbindlichkeit und Motivation. Praxis-Tipp: Integrieren Sie den Ausbildungsplan aktiv in Feedbackrunden. Stellen Sie gemeinsam fest, welche Ziele erreicht wurden und welche im nächsten Abschnitt anstehen.
3. Praktische Tipps
1. Jährliche Überprüfung einplanen: Mindestens einmal im Jahr den Plan auf den Prüfstand stellen – am besten nach Abschluss eines Ausbildungsjahrgangs, wenn frisches Feedback vorliegt. Kleine Anpassungen verhindern, dass sich über Jahre Fehler einschleifen.
2. Azubis einbeziehen: Fragen Sie regelmäßig: Welche Stationen haben besonders geholfen? Wo gab es Leerlauf? Welche Inhalte fehlten? Das steigert Qualität und Commitment.
3. Externe Partner nutzen: Wenn Inhalte fehlen, gezielt überbetriebliche Lehrgänge, Kooperationen mit Verbänden oder andere Unternehmen einbinden – und sauber im Plan dokumentieren.
4. Fazit & Call-to-Action
Mit den sieben Pflichtpunkten – von den Grunddaten bis zu Feedback und Kontrolle – haben Betriebe alles, was sie für einen rechtssicheren und praxisnahen Ausbildungsplan benötigen. Wirklich wirksam wird der Plan jedoch erst, wenn er gelebt wird: in Feedbackgesprächen, in der Abstimmung mit Abteilungen und in der aktiven Weiterentwicklung.
Für die vertiefte Umsetzung, Beispiele aus der Praxis und Tipps zur lebendigen Anwendung empfehle ich den ausführlichen Leitfaden im Cornerstone-Artikel: Ausbildungsplan erstellen – Leitfaden für Betriebe & Ausbilder:innen . Und wenns doch nicht immer nach Plan läuft, dann rechtzeitig anpassen.
Und wer den Plan nicht nur schreiben, sondern als strategisches Werkzeug nutzen möchte, findet die passende Begleitung im Rahmen unseres 5-Schritte-Programms.
