Was Ausbilder:innen im Lernevent lernen. Rolle, Wirkung und Aufgaben erklärt
Was Ausbilder:innen im Lernevent lernen – und warum das entscheidend ist
Lernen durch Rollenwechsel:
Ausbildende als Lernbegleiter:innen
In klassischen Ausbildungssituationen sind Ausbilder:innen oft in der Position der Wissensvermittelnden, der Organisierenden, der Kontrollierenden. Sie geben Struktur, sorgen für Abläufe, beurteilen Leistung.
Im Lernevent dagegen verschiebt sich dieses Gefüge bewusst. Ausbildungsverantwortliche erleben sich nicht als reine Autorität, sondern als Lernbegleiter:innen. Sie sind Teil eines Settings, das auf Augenhöhe ausgelegt ist. Und das ist kein Nebeneffekt, es ist ein echtes Training in Vertrauen, Loslassen und Wirkung.
Durch den Wechsel von aktiver Rolle und Beobachterrolle entwickeln Ausbilder:innen neue Perspektiven. Sie erleben, wie viel Potenzial Azubis entfalten, wenn man ihnen Raum gibt. Und wie anspruchsvoll es ist, Impulse zu setzen, ohne zu dominieren.
Wirkung braucht Reflexion: Haltung und Präsenz im Fokus
Ein zentrales Element im Lernevent ist die begleitete Reflexion. Ausbildende bekommen gezielte Aufgaben: Ihre eigene Wirkung beobachten. Gruppendynamiken wahrnehmen. Sich fragen: Wo fördere ich? Wo bremse ich unbewusst? Wie wirke ich … verbal, nonverbal, strukturell?
Diese Selbstreflexion ist keine pädagogische Kür, sondern strategisch notwendig. Denn wer Auszubildende zu Verantwortung, Eigenständigkeit und Persönlichkeitsentwicklung führen will, muss diese Prinzipien selbst vorleben können.
In der Reflexion geht es nicht um Schuld oder Bewertung, sondern um das bewusste Wahrnehmen der eigenen Rolle. Dieser Perspektivwechsel ist oft überraschend und tief bewegend. Nicht selten mit nachhaltiger Wirkung auf den Ausbildungsalltag.
Vielfalt der Phasen: Zusammenarbeit, Anleitung, Gegeneinander – alles hat seinen Platz
Ein besonders wirksames Merkmal des Lernevents ist die gezielte Strukturierung in verschiedene Lernphasen. Dabei wechseln sich bewusst unterschiedliche Settings ab:
- Kooperative Phasen, in denen Azubis und Ausbilder:innen gemeinsam an einer Herausforderung arbeiten, als gleichwertige Teammitglieder und bewusst ohne Wissensvorsprung für eine Gruppe.
- Gamifizierte Wettbewerbsphasen, in denen beide Gruppen „gegeneinander“ antreten. Etwa bei einem Planspiel oder einer Challenge.
- Anleitungsphasen, in denen einmal die Ausbildenden, einmal die Azubis in die Führungsrolle gehen und der jeweils andere Teil bewusst in die Beobachtung und Unterstützung.
Diese Abwechslung erzeugt mehr als Dynamik. Sie zwingt zum Umdenken. Wenn Azubis erleben, dass sie selbst „führen“ dürfen und wenn Ausbilder:innen erleben, wie es sich anfühlt, „geführt“ zu werden, dann entsteht ein neues gegenseitiges Verständnis.
Diese Phasenstruktur sorgt dafür, dass alle Beteiligten immer wieder ihre Komfortzone verlassen. Genau hier liegt das Lernpotenzial: im Perspektivwechsel, in der Irritation, im Erleben von Selbstwirksamkeit und zwar auf beiden Seiten.
Wechselseitiges Lernen schafft Vertrauen und Bindung
In einem Lernevent, das beide Gruppen ernst nimmt, geschieht etwas Besonderes: Ausbildende und Azubis begegnen sich auf einer neuen Ebene. Es wird gelacht, gestritten, nachgedacht, gefeiert. Man sieht einander als Menschen … mit Stärken, Unsicherheiten, Entwicklungspotenzial.
Das verändert die Beziehung. Und wer einmal in einem Lernevent erlebt hat, wie ein Azubi plötzlich sichtbar wird, wie ein sonst stiller Kollege das Team rettet oder wie eine Ausbilderin sich selbstkritisch einbringt, wird das nicht vergessen.
Gerade in einer Zeit, in der junge Menschen sich stark an Werten und Beziehungen orientieren, ist das ein riesiger Vorteil: Vertrauen entsteht nicht durch Strenge, sondern durch echte Begegnung. Und Bindung wächst dort, wo man sich gesehen, begleitet und ernst genommen fühlt.
Langfristiger Effekt: Lernevents als Kulturimpuls für Ausbildungsqualität
Die nachhaltige Wirkung eines Lernevents zeigt sich oft erst in der Rückkehr in den Alltag. Ausbildende nehmen nicht nur Erfahrungen mit, sondern auch neue Fragen:
- Wie viel Verantwortung gebe ich in der Ausbildung eigentlich ab?
- Wie kann ich Lernen erlebbar machen – jenseits von Theorie?
- Wo könnte ich Feedback besser in meine Rolle integrieren?
Wenn diese Fragen gestellt werden, hat das Lernevent sein Ziel erreicht. Denn es wirkt nicht nur punktuell, sondern als strategischer Impuls. Und Ausbildungsverantwortliche werden zu internen Change Agents für moderne Ausbildungsqualität.
Fazit: Wer Azubis entwickeln will, sollte bei den Ausbildenden beginnen
Ein gutes Lernevent ist keine nette Azubi-Maßnahme. Es ist ein strategisches Instrument zur ganzheitlichen Ausbildungsentwicklung. Es wirkt auf Azubis und Ausbildende, einzeln, gemeinsam, in ihrer Beziehung und in ihrer Funktion.
Und genau deshalb ist es so kraftvoll.