Psychische Gesundheit und Resilienz bei Azubis: Was Unternehmen wissen müssen
Psychische Gesundheit und Resilienz bei Azubis?
Was Unternehmen heute wissen müssen.
Inhaltsverzeichnis
„Die wirken irgendwie blass, unsicher, zurückgezogen.“
„Wir hatten noch nie so viele Azubis mit psychischen Problemen.“
„Einer hat gestern einfach nicht mehr mitgearbeitet – kein Wort, nichts.“
Aussagen wie diese höre ich regelmäßig, wenn ich mit Ausbilder:innen oder Ausbildungsleitungen über ihre Azubis spreche.
Es ist längst kein Einzelfall mehr: Junge Menschen in der Ausbildung stehen heute unter einem enormen psychischen Druck. Und dieser Druck äußert sich auf sehr unterschiedliche Weise: von völliger Überanpassung bis hin zu plötzlichem Rückzug oder Abbruch.
Zahlen bestätigen diese Wahrnehmung: Laut dem aktuellen BPtK-Bericht (2023) zeigt rund jeder vierte junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren Anzeichen psychischer Belastung. Besonders betroffen: Auszubildende, die gleichzeitig mit beruflicher Orientierung, sozialen Anpassungsprozessen und persönlichen Zukunftsfragen ringen. Oft ohne die sozialen oder emotionalen Ressourcen zu haben, diese Spannungen aufzufangen.
Doch das eigentlich Entscheidende:
Psychische Gesundheit ist kein individuelles Problem einzelner Azubis, sondern inzwischen eine strategische Aufgabe für Unternehmen.
Gerade Ausbildungsbetriebe stehen hier in einer besonderen Verantwortung:
- Weil sie junge Menschen in einer besonders prägenden Lebensphase begleiten.
- Weil sie aktiv präventiv wirken können, bevor psychische Symptome chronisch oder karriereentscheidend werden.
- Und weil stabile, resiliente Azubis nicht nur weniger abbrechen, sondern engagierter, lernfähiger und loyaler sind.
Was psychische Gesundheit in der Ausbildung bedeutet und warum wir falsch darüber sprechen
Wenn über psychische Gesundheit in der Ausbildung gesprochen wird, fällt oft als Erstes der Begriff Resilienz.
Schnell entsteht der Eindruck: Wer resilient ist, hält durch. Wer nicht, muss „psychisch krank“ sein. Genau diese Gegenüberstellung ist problematisch und in der Praxis gefährlich.
Denn psychische Gesundheit ist kein Zustand, den man hat oder nicht hat. Sie ist ein Spektrum mit fließenden Übergängen zwischen Belastung, Anspannung, Erschöpfung, Überforderung und klinisch relevanter Symptomatik. Und sie ist dynamisch: Junge Menschen können phasenweise stabil, im nächsten Moment aber verletzlich sein.
Gerade in der Ausbildung ist das häufig der Fall. Die psychischen Anforderungen sind hoch:
- Neue Rollen (von Schüler zu Arbeitnehmer)
- Unklare Erwartungen (Was darf ich sagen, was nicht?)
- Ständige Bewertung (Noten, Rückmeldungen, Verhalten)
- Gleichzeitig familiäre und digitale Dauerbelastung
Hinzu kommt eine tief sitzende Angst, nicht zu genügen. In vielen Trainings beschreiben Azubis einen inneren Druck, „keine Fehler machen zu dürfen“, „immer funktionieren zu müssen“ oder „nicht schwach zu wirken“. Das gilt übrigens nicht nur stereotyp für junge Frauen, auch viele junge Männer erleben einen massiven Anpassungsdruck.
Psychische Gesundheit in der Ausbildung heißt deshalb explizit nicht, Probleme „wegzutherapieren“ oder zu raten, sich mehr Zeit für sich selbst zu nehmen und sich krank zu melden, sondern Bedingungen zu schaffen, in denen Azubis psychisch wachsen dürfen. Das erfordert:
- mehr als gute Stimmung,
- mehr als Lobkultur,
- und deutlich mehr als ein „Kommt schon, das schaffen wir schon“.
Es erfordert strukturelle, kommunikative und pädagogische Kompetenz, insbesondere bei den Ausbildungsverantwortlichen.
Der Mythos von der „nicht belastbaren Generation“: Warum wir falsch hinsehen und falsch reagieren
Kaum ein Thema polarisiert so stark wie das der psychischen Belastbarkeit junger Menschen. In Gesprächen mit Ausbildungsverantwortlichen höre ich häufig Aussagen wie:
- „Die Azubis heute sind zu weich.“
- „Früher hätte man dafür keine Extrawurst bekommen.“
- „Wenn die schon bei kleinen Konflikten aussteigen, wie sollen die den Job durchhalten?“
Solche Reaktionen sind verständlich, aber sie verkennen den Kern der Entwicklung.
Zunächst einmal: Die Anforderungen an junge Menschen haben sich verändert. Schule, soziale Medien, der ständige Vergleich mit anderen, globale Krisen, Unsicherheit in der Lebensplanung, all das trifft heute auf eine Generation, die zugleich deutlich reflektierter und selbstbeobachtender ist als frühere Jahrgänge.
Was als „Sensibilität“ abgewertet wird, ist oft eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung.
Was als „Schwäche“ gelesen wird, ist nicht selten der Versuch, sich nicht selbst zu verlieren in einem System, das kaum Pausen kennt.
Dazu kommt: Viele junge Menschen haben kaum gelernt, wie man mit innerem Druck konstruktiv umgeht.
Nicht, weil sie „nichts aushalten“. Sondern weil sie – anders als frühere Generationen –
- nicht mit repressiven Erziehungsmethoden groß wurden
- und zugleich in einer Welt leben, die ihnen ständig Leistungsfähigkeit und Selbstoptimierung abverlangt, aber wenig echte soziale Resilienz vermittelt.
Wir dürfen also nicht fragen: Warum sind die Azubis nicht belastbar?
Sondern: Welche Bedingungen fehlen, damit sie Belastungen gesund verarbeiten können?
Die Folge eines veralteten Belastbarkeitsdenkens ist fatal:
- Wer sich meldet, gilt als schwach.
- Wer durchhält, wird übersehen bis zum Zusammenbruch.
- Und wer Unterstützung sucht, wird schnell zum „Problemfall“ erklärt.
Das Gegenteil ist nötig: Ein konstruktiver Umgang mit psychischer Gesundheit muss zur Ausbildungskultur gehören. Resilienz darf nicht mit Abhärtung verwechselt werden, sondern mit Handlungsfähigkeit unter Druck. Und diese lässt sich trainieren.
Was Ausbilder:innen und Unternehmen konkret tun können ohne Psycholog:innen zu werden
Viele Ausbildungsbetriebe zögern, wenn es um psychische Gesundheit geht. Zu groß scheint die Angst, etwas falsch zu machen. Zu unklar die Grenzen zwischen pädagogischer Verantwortung und therapeutischer Zuständigkeit. Dabei braucht es gar kein ausgeprägtes psychologisches Fachwissen, um einen wirksamen Beitrag zu leisten, sondern vor allem Struktur und Kommunikation.
Drei zentrale Stellschrauben haben sich in der Praxis bewährt:
1. Psychosoziale Grundhaltung bei Ausbildungsverantwortlichen
Azubis spüren sehr genau, wie ernst man sie nimmt. Ob ein Ausbilder Interesse an ihnen als Menschen zeigt oder nur an ihrer Leistung. Ob Raum für Fragen, Unsicherheiten und emotionale Prozesse besteht. Oder ob solche Themen schnell als „Privatsache“ abgetan werden.
Eine ressourcenorientierte Grundhaltung signalisiert: „Du sollst und darfst hier wachsen, mit allem, was dazugehört.“
2. Pädagogisch fundierte Begleitung statt reinem Onboarding
Gerade in der Anfangszeit ist die emotionale Verfügbarkeit von Ausbilder:innen entscheidend. Eine klare Struktur, transparente Erwartungen, aber auch kleine Gesprächsrituale („Wie geht’s dir heute wirklich?“) können enorm entlastend wirken. Auch Methoden wie kollegiale Fallbesprechungen oder Peer-Coaching-Formate für Ausbilder:innen helfen, schwierige Situationen professionell zu begleiten.
3. Formalisierte Angebote zur Resilienzförderung
Hier kommt der präventive Hebel ins Spiel: Betriebe, die psychische Gesundheit nicht nur „besprechen“, sondern konkret trainieren, haben deutlich resilientere Azubi-Jahrgänge. Das kann in Form von Tagesworkshops, Azubi-Camps oder strukturierten Soft Skill-Programmen geschehen. Wichtig ist, dass solche Formate nicht wie erhobene Zeigefinger daherkommen, sondern motivierend, interaktiv und auf Augenhöhe gestaltet sind.
DOYOUMIND bietet hierzu 2 Formate an, die das Themengebiet zum Inhalt haben:
1. Das Resilienztraining für Azubis
Ein interaktives 1- bis 2-tägiges Training zur Stärkung psychischer Widerstandskraft, mit Fokus auf Selbstregulation, Stresskompetenz und Konfliktfähigkeit. Die Azubis lernen konkrete Tools kennen, reflektieren ihr Verhalten und trainieren den professionellen Umgang mit Belastungen, privat wie im Arbeitsumfeld.
motivierend, praxisnah, aktivierend und alltagsrelevant.
ggf. mit online-follow-up-Termin.
2. Der Zukunftsworkshop für Azubis
Ein kreatives Workshopformat zu Future Skills, Nachhaltigkeit und Eigenverantwortung privat wie im Beruf. Die Teilnehmenden erarbeiten in Gruppen zentrale Kompetenzen wie kritisches Denken, Kommunikation und nachhaltiges Handeln. Nicht nur die Nachhaltigkeitsziele sondern auch persönliche Resilienz und Zielsetzung bilden den Rahmen.
So funktioniert Resilienztraining in der Ausbildung und darum lohnt es sich für Ihr Unternehmen.
Resilienz ist keine Persönlichkeitseigenschaft, die man „hat oder nicht hat“. Resilienz ist ein Bündel aus erlernbaren Kompetenzen, vergleichbar mit einem emotionalen Muskel, den man trainieren kann. Genau das macht sie so relevant für die Ausbildung: Unternehmen haben hier die Möglichkeit, frühzeitig in die Entwicklung ihrer Nachwuchskräfte zu investieren. Mit sichtbarem Effekt auf Bindung, Leistung und Gesundheit.
Was passiert konkret in einem Resilienztraining für Azubis?
Ein fundiertes Training verzichtet auf leere Motivationstheorien oder Wohlfühlrhetorik. Stattdessen erleben die Teilnehmenden:
- Was sie stresst und warum.
→ durch Reflexion ihrer Stressverstärker, Glaubenssätze und Alltagsroutinen
- Wie sie mit Druck umgehen können.
→ mit praxiserprobten Tools aus der Stresspsychologie, Selbstwirksamkeitsforschung und Kommunikationspsychologie
- Wie sie ihre Energie besser einteilen.
→ z. B. durch Achtsamkeitsübungen, Mikro-Pausentechniken und Priorisierungsmethoden
- Wie man über mentale Gesundheit spricht ohne Pathos oder Opferrolle
→ durch gemeinsame Gesprächsformate, Rollenspiele, Visualisierungstechniken
Diese Inhalte werden nicht belehrend, sondern in einem aktivierenden Workshopformat vermittelt, mit Gruppendynamik, Humor, Fallbeispielen und ehrlicher Begegnung.
Entscheidend ist: Die jungen Menschen erleben sich nicht als Defizitträger, sondern als handlungsfähig.
Das zahlt sich aus. Unternehmen, die in Resilienz investieren, berichten u. a. von:
- geringerer Abbruchquote
- geringeren Fehlzeiten
- höherer Eigenverantwortung der Azubis
- verbessertem Klima zwischen Ausbilder:innen und Auszubildenden
- langfristig stabileren Übergängen in die Fachkraftrolle
Diese Wirkung entfaltet sich vor allem dann, wenn das Resilienztraining kein isoliertes Event, sondern Teil eines Ausbildungsverständnisses ist, das ganzheitlich denkt. Genau hier setzen moderne Ausbildungsformate wie Lernevents oder Zukunftsworkshops an.
Fazit: Psychische Gesundheit ist keine Extraleistung, sondern die Basis guter Ausbildung
Psychische Gesundheit und Resilienz gehören nicht an den Rand, sondern ins Zentrum der Ausbildung. Sie sind kein „Nice to have“, das man sich bei Zeit und Budget leistet, sondern die Grundlage dafür, dass junge Menschen in der Ausbildung lernen, sich entwickeln und bleiben. Unternehmen, die diesen Zusammenhang erkennen, verändern ihre Ausbildungsqualität nachhaltig.
Und sie stärken nicht nur die Azubis. Sie stärken ihre eigene Zukunftsfähigkeit. Denn wer heute junge Menschen begleitet, statt sie nur zu bewerten, wer Entwicklung zulässt, statt nur Leistung zu messen, wer mentale Stärke fördert, statt Anpassung zu fordern, der schafft das, was Fachkräftesicherung wirklich bedeutet:
Menschen gewinnen, die bleiben wollen, weil sie gesehen werden.
Ein professionelles Resilienztraining muss dabei keine große Investition sein. Bereits 1–2 intensive Tage in einem stimmigen Workshopformat, ergänzt um einen begleiteten Online-Nachtermin, können eine neue Haltung im Azubi-Alltag etablieren. Wichtig ist nur: Es muss gewollt, geplant und eingebettet sein.
Wer beginnt, dieses Thema ernsthaft anzugehen, wird überrascht sein, wie viel Bereitschaft, Energie und Bindungspotenzial in der jungen Generation steckt. Man muss nur den Raum dafür öffnen.
Neugierig geworden?
Mit dem Resilienztraining und dem Zukunftsworkshop bietet DOYOUMIND zwei erprobte Formate, um Auszubildende gezielt in ihrer psychischen Stärke, Selbstverantwortung und Zukunftsfähigkeit zu fördern. Beide Trainings verbinden fundierte Inhalte mit moderner Didaktik und machen Persönlichkeitsentwicklung im Ausbildungsalltag erlebbar.
→ Mehr Infos oder ein unverbindliches Beratungsgespräch? Melde dich gern.